Geologische Informationen auf dem Baumwipfelpfad

Bad Iburg / Iburg
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Horst_Grebing
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Geologische Informationen auf dem Baumwipfelpfad

Beitragvon Horst_Grebing » Samstag 29. September 2018, 23:18

Blick zum Dörenberg

Der nördliche Höhenzug des Teutoburger Waldes mit dem langgestreckten Dörenberg besteht aus Osningsandstein, der sich in der Unteren Kreidezeit gebildet hat. Durch fortschreitende Verwitterung bildeten sich daraus mäßig bis schwach mit Nährstoffen versorgte Böden. Der Dörenberg ist mit 331 m die höchste Erhebung im Landkreis Osnabrück.
Als natürliche Vegetation würden sich hier Buchenwälder einstellen. Die heute aufstockenden Fichtenbestände spiegeln die Nutzungsinteressen der Menschen wider, die ab dem 19. Jahrhundert ganz auf den „Brotbaum“ Fichte setzten. Die immense Zunahme an Gefährdungen durch Klimawandel, Stürme oder Schadstoffe erfordert ein umfassendes Umdenken. So will man künftig vermehrt Buchen und Douglasien anpflanzen.

Die Iburger Glashütte

Einen Tiefpunkt verzeichnet die forstliche Chronik durch die von 1674 bis 1677 betriebene Iburger Glashütte. Diese verschlang in ihrer dreijährigen Betriebszeit Unmengen an Holz aus der näheren Umgebung, was in Teilen zur völligen Entwaldung am Dörenberg führte.

Um Baumaterial zu gewinnen legte Bischof Benno II. im 11. Jahrhundert den später nach ihm benannten „Bennosteinbruch“ am Dörenberg mit Hilfe seiner Mönche an.

Bildunterschriften

Osningsandstein aus der Unteren Kreidezeit hat sich durch Verfestigung von Sanden des Meeresküstensaums gebildet.

Zahlreiche Bauwerke der Region wurden aus Osningsandstein errichtet, so auch der hier abgebildete „Bennoturm“ sowie das Iburger Schloss und die Klosteranlage.
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Blick zum Großen Freeden

Was in der Oberen Kreidezeit vor rund 100 Millionen Jahren noch Meeresgrund war, erhebt sich heute zu Kalkstein verfestigt im Großen Freeden auf 269 Meter über NN. Auf seinen fruchtbaren Böden gedeihen wüchsige Buchen- und Buchenmischwälder.
Ehe die Bäume nach der laublosen Winterzeit ihr dicht geschlossenes Blätterdach entfalten, nutzen zahllose, früh blühende Bodenpflanzen das einfallende Sonnenlicht zu ihrer Entwicklung. Sie zaubern vor allem an der Nordflanke des Freedens binnen Tagen einen farbenprächtigen Blütenteppich über den Waldboden - weithin bekannt als „Freedenblüte“.

Naturwald Großer Freeden

Im Lauf der Jahrhunderte unterlag der Freeden unterschiedlichen Nutzungsformen. Seit 1972 wurden 42 ha Fläche als Naturwald ausgewiesen, der heute auch in ein übergreifendes Naturschutzgebiet einbezogen ist. Dort wird seit über 40 Jahren kein Holz mehr geschlagen, der Wald darf sich selber entwickeln.

Ein Hauptakteur der Freedenblüte ist der trüb purpurn oder weiß blühende Hohle Lerchensporn mit walnussgroßer, hohler Wurzelknolle - daher sein Name.

Bildunterschriften

In der Oberen Kreidezeit entstandener Kalk ist das Ausgangsgestein, aus dem sich durch Verwitterung die fruchtbaren Freedenböden entwickelt haben.

Alljährlich im April gesellen sich Buschwindröschen, Veilchen, Lungenkraut und Bärlauch in der einzigartigen Freedenblüte zum Lerchensporn.
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Wissen ToGo!

In der Kreidezeit war es warm. Nadelbäume und Farne bedeckten den Urkontinent Pangaea. Dinosaurier streiften umher. Im Meer lebten Fische, Ammoniten, Muscheln, Korallen und Einzeller. Nach und nach brach Pangaea auseinander. Blütenpflanzen und Säugetiere erschienen. Eine große Katastrophe beendete die Kreidezeit. Die Dinosaurier starben aus. Woher wir das wissen? Gesteinsforscher finden viele Hinweise und Spuren dafür, z.B. die Fossilien.

Bildunterschrift

Der Hohnsberg bei Bad Iburg wurde bereits im 19. Jahrhundert intensiv geologisch erforscht. Zahlreiche Fossilien wurden dort gefunden, wie dieses Teilstück eines Palmfarns aus der Kreidezeit. „Zamites iburgensis“ befindet sich im Original im Lippischen Landesmuseum Detmold.
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Gestaltung der Erde

Die Kreide - ein bewegtes Erdzeitalter

Vor 145 Millionen Jahren begann die rund 80 Millionen Jahre währende Kreidezeit. Sie hat das heutige Bild unserer Erde ganz wesentlich geprägt. Es entwickelten sich die bedecktsamigen Blütenpflanzen (Angiospermae), die Reptilien erreichten ihren Entwicklungshöhepunkt mit den Riesensauriern, der Vulkanismus nahm zu und die Erdplatten gerieten in Bewegung.

Kontinente stoßen zusammen
Schließlich kollidierte der afrikanische Kontinent mit dem europäischen. Der unvorstellbar große Druck entlud sich in der Auffaltung der Gebirge (u.a. Alpen und Teutoburger Wald). Die Erdkruste brach auf und die zu Stein verfestigten Ablagerungen des einst riesigen Kreidemeeres wurden teils bis in große Höhen empor gedrückt, dabei vielfach verworfen und durcheinander gestürzt. Gegen Ende der Kreidezeit starben die Saurier, aber auch Ammoniten und viele andere Meerestiere aus.

Hiesige Spuren der Kreidezeit
In der Unteren Kreidezeit wurden die von Dinosauriern bewohnten Sumpfwälder in großen Zeitabständen immer wieder vom sich ausdehnenden Meer überflutet. Es bildeten sich Flussdeltas und Flachwasserzonen mit weiten Sandstränden. Schicht um Schicht setzte sich Sand entlang des Küstensaums über den untergegangenen Wäldern ab. Unter seiner schweren Last verdichtete er sich zu Stein, die Pflanzenreste wurden zu Kohle gepresst. Der helle Kalkstein entstand in der Oberen Kreidezeit vor rund 100 Millionen Jahren durch die zu Boden gesunkenen Kalkskelette zahlloser Generationen von Meeresbewohnern, die uns als Fossilien oft detailliert erhalten geblieben sind.

Was sind Fossilien?
Fossil heißt „aus der Erde gegraben“. Fossilien sind versteinerte Reste oder Spuren von Pflanzen und Tieren aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit. Die Lebewesen wurden entweder lebend oder unmittelbar nach ihrem Tod von Schlamm und Wasser überdeckt, sodass keine Verwesung eintreten konnte. Unter den sich darüber ablagernden Sedimentschichten wurden sie fest eingeschlossen, konserviert und schließlich zu Stein gepresst. So können wir, wie in einem Bilderbuch, die Urwelt vor uns sehen, von winzigen Foraminiferen (Einzeller), Schnecken oder Muscheln bis hin zu riesigen Saurierskeletten. Charakteristische Fossilien einer geologischen Schicht nennt man Leitfossilien, anhand derer man die Schichtfolge bestimmen kann (Stratigraphie). Ohne Versteinerungen hätten wir keinerlei Erkenntnisse über die Lebenswelt der Frühzeit.

Bildunterschriften

Die tektonischen Kräfte haben diese Kalksteinschichten aus der Horizontalen nahezu senkrecht gestellt. Im Kalkstein finden sich die Spuren einer untergegangenen Welt.

Auch im dunkler gefärbten Sandstein finden sich hin und wieder versteinerte Schnecken und Muscheln, in Ritzen und Gesteinsspalten auch der Farbstoff Ocker.
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Wissen ToGo!

Vor 140 Millionen Jahren gab es hier ein Meer. Im flachen Wasser lagerten sich mächtige Sandschichten und feiner Kalkschlamm ab. Im Laufe der Jahrmillionen verfestigten sich diese Schichten, Sand- und Kalkstein entstand. Als der Druck der Afrikanischen Platte die Alpen heraushob, wirkten diese Kräfte bis in unsere Region. Bei der Osning-Überschiebung wurden hier Gesteinsmassen zerbrochen, gehoben, verschoben und gekippt. Klippen entstanden.

Bildunterschrift

Das kennst Du vielleicht von einem Besuch am Strand. Sand, der durch Ebbe und Flut hin und her bewegt wird, bekommt ein Muster, die sogenannten Rippelmarken. Dieses Muster kannst Du in dem uralten Sandstein noch erkennen.
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Meeresgrund wird zum Gebirge

Die Entstehung des Teutoburger Waldes

Die Ausgangslage
Im damals weitgehend flachen Osnabrücker Land hatten sich während der Kreidezeit die marinen Sedimente - Tone, Sande, Kalk - durch ihre eigene Mächtigkeit zu Stein verfestigt. Sandstein in Küstennähe, Kalkstein am Grund des offenen Meeres.

Die Auffaltung
Durch tektonische Verschiebungen der Erdkruste entstanden vor 70 Millionen Jahren sehr langsam die Erhebungen des Teutoburger Waldes entlang einer aus dem Erdaltertum stammenden Bruchkante. Die harten Gesteinsschichten brachen unter dem hohen Druck auseinander, wurden nach oben gedrückt und zum Teil senkrecht aufgestellt.

Die heutige Form
Die einsetzende Verwitterung arbeitete allmählich die härteren Gesteine, den hellen Kalkfels am Südkamm sowie den harten Osning-Sandstein im Norden heraus. Wind und Regen sowie das Eis der Kaltzeiten trugen weicheres Material ab und gaben dem Höhenzug seine jetzige Form. Dabei entstanden so bizarre Gebilde wie die Dörenther Klippen mit dem sagenumwobenen „Hockenden Weib“.

In früherer Zeit wurde der Teutoburger Wald Osning genannt.
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Ausstellungsobjekte:

Ein Blick in die Kreidezeit

Muschel Inoceramus (Cenoman, Bad Iburg)

Seeigel Holaster sp. (Turon, Hilter a.T.W.)

Ammonit Schloenbachia varians (Cenoman, Brochterbeck)

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